ULLA
Die dicke Ulla
Die jeden Abend total besoffen an der Theke liegt
Die dicke Ulla
Ne ausrangierte, vulgäre Dirne, die nichts mehr wiegt
Wie mag das sein, wenn du auf Reisen gehst
Mit deinem müden Hirn vor frühern Tagen stehst
Die dir ein rauher Wind vor deine Füsse bläst
Ulla
Du hast wohl schlecht gepokert, dein hoffnungsvolles Leben
Am falschen Ort vergeben
Ulla
Du wärst ne liebe Oma mit Tee und Streuselkuchen
Die Enkel gern besuchen
Ich weiss, du hörst mich nicht
Doch Ulla, dieses Lied sing ich für dich
Ulla
Im Steinbruch deiner Seele, beraubt von tausend Dieben
Ist nicht mehr viel geblieben
Strandgut
Der Müllkippe des Lebens, in allen grossen Städten
Bist du 'n paar Mal vertreten
Ulla
Dir nützt auch kein Sozialstaat, die Welt ist so beschissen
Und will nichts von dir wissen
Bestimmt, du hörst mich nicht
Doch Ulla, dieses Lied sing ich für dich
Die dicke Ulla
Die jeden Abend total besoffen an der Theke liegt
Die dicke Ulla
Ne ausrangierte, vulgäre Nutte ist längst besiegt
ICH WOLLTE IHNEN NUR MAL DANKE SAGEN
Sie waren bloß ein alter Lehrer
Und ich, ich war ein Kind
Sie hatten nur ein paar Verehrer
Die fand ich alle blind
Doch wenn mein Flugzeug durch das Zimmer fuhr
Dann haben sie es nicht gesehn
Und wenn ich offen schielte nach der Uhr
Dann konnten Sie's sogar verstehn
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
So nebenbei mit einem Blick
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
Ich denke oft an Sie zurück
Sie waren irgendeine Fremde
Und ich hörte nicht zu
Sie hatten kleine, kalte Hände
Die sprachen nur per Du
Doch haben Sie mein Feuer mir gelöscht
Und sich dabei nicht viel gedacht
Und haben mir die Tränen weggewischt
Und mich dabei nicht ausgelacht
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
So nebenbei mit einem Blick
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
Ich denke oft an Sie zurück
Sie waren eines andern Vater
Und mich kannten Sie nicht
Sie hatten Ihren eignen Pater
Und mich brauchten Sie nicht
Doch als ich hin und her lief ohne Dach
Und jeder Hund mir nachgebellt
Da haben Sie die Tür mir aufgemacht
Und keine Fragen mir gestellt
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
So nebenbei mit einem Blick
Ich wollte Ihnen nur mal danke sagen
Ich denke oft an Sie zurück
DU MACHST MIR NOCH MEIN HERZ KAPUTT
Du machst mir noch mein Herz kaputt
Und übrig bleibt mir nur ein Haufen Schutt
Du bist so schrecklich gnadenlos
Ich bitt dich, laß mich endlich los
Erzähl mir bloss nicht, da wär was zu retten
Als ob wir etwas zu verlieren hätten
Der Quatsch mit deiner faden Maskerade
Du, dafür ist mein Leben mir zu schade
Was soll auch diese blöde Prozedur
Das ist für beide ne Tortur
Du machst mir noch mein Herz kaputt
Und übrig bleibt mir nur ein Haufen Schutt
Du bist so schrecklich gnadenlos
Ich bitt dich, laß mich endlich los
Versuch mich nicht zu angeln mit Gefühlen
Versuch doch nicht nach Gründen rumzuwühlen
Was heisst, wir sollten es nochmal probieren
Willst du dich ewig weigern zu kapieren
Von Liebe gibts nicht die geringste Spur
Komm, sei doch nicht so furchtbar stur
Du machst mir noch mein Herz kaputt
Und übrig bleibt mir nur ein Haufen Schutt
Du bist so schrecklich gnadenlos
Ich bitt dich, lass mich endlich los
Du wartest wohl noch auf die grosse Wende
Dabei ist unsre Story längst zu Ende
Du kannst zwei Leben nicht mit Zwang verzahnen
Auch wenn das geht in deinen Kitschromanen
Ich will nicht einfach bei dir bleiben nur
Weil ich dir einmal Treue schwur
Du machst mir noch mein Herz kaputt
Und übrig bleibt mir nur ein Haufen Schutt
Du bist so schrecklich gnadenlos
Ich bitt dich, lass mich endlich los
DER ALTE HERR
Der alte Herr im fünften Stock ganz links
Der immer solche Mühe hat beim Gehn
Der aIte Herr im fünften Stock ganz links
Kann auch mit seiner Brille nicht viel sehn
Der sitzt dort oben ganz allein
Mit ein paar Photos aus ner andern Welt
Das wird wohl seine Tochter sein
Die ihren JÜngsten in den Armen hält
Und die lebt irgendwo in Südamerika
Und schickt nen "Lieber Papi" Brief einmal im Jahr
Worauf wartet der denn bloss
Worauf wartet der denn bloss
Worauf wartet der denn bloss
Der alte Herr im fünften Stock ganz links
Der immer freundlich grüsst im Treppenhaus
Der alte Herr im fünften Stock ganz links
Der setzt sich manchmal an die Sonne raus
Dort lebt der leise vor sich hin
Raucht Zigaretten, die er selber dreht
Macht ein paar Schritte ohne Sinn
Und fragt die Turmuhr, ob der Tag vergeht
Und in der Abendzeitung liest er ganz bestimmt
Zuerst mal nach, von wem man Abschied nimmt
Worauf wartet der denn bloss
Worauf wartet der denn bloss
Worauf wartet der denn bloss
Der alte Herr im fünften Stock ganz links
Der gestern in nem Kasten runterkam
Der alte Herr im fünften Stock ganz links
Und heute schaut der mich im Spiegel an
MEIN LIEBER ONKEL MAY
Mein lieber Onkel May
Das war ein toller Mann
Mein lieber Onkel May
An den kam keiner ran
Wie der mich mit auf Reisen nahm in seine heile Welt
So mitten aus den Schulaufgaben: "Komm , wenn's dir gefällt"
Da tauschte ich mein Zimmer und bekam ein weites Sternenzelt
Bei dem war alles klar, da gabs nur Böse oder Gut
Der eine war ne Feuerhand, der andre war der Schut
Und manchmal floss dabei ein wenig Blut
Mein lieber Onkel May
Das war ein toller Mann
Mein lieber Onkel May
An den kam keiner ran
Wie der doch immer alles ohne Zögern gleich verstand
Der konnte einen Vogel treffen mit der linken Hand
Und ich sass still beim Feuerschein in einem wilden fremden Land
Mit dem da ging das Reiten manchmal ganze Tage lang
Des Nachts da schliefen wir an einem düstern Felsenhang
Und manchmal wurde mir ein bisschen bang
Mein lieber Onkel May
War das ein toller Mann
Zu schade Onkel May
Dass ich nicht mehr mit dir reiten kann
AUSSER MANCHMAL BEI NEM UNFALL
Wenn sie aufwacht
Und wenn sie dann nach seiner Seite rübergreift
Halb im Schlaf noch
Wenn ihre Hand dort nur sein kühles Kissen streift
Dann mit einem Mal beginnt sie zu verstehen
Er ist tot, sie ist allein und wird ihn niemals wieder sehen
Ausser manchmal bei nem Unfall
Gibts bei Ehen wohl kein Happy-End
Ausser manchmal bei nem Unfall
Wird das Band wohl immer viel zu früh getrennt
Um halb elf Uhr
Da fängt sie an und denkt an ihren Mittagstisch
Ist es Freitag
Gibts kein Problem, denn er hat doch so gerne Fisch
Und sie deckt den Tisch, als tät er noch hier wohnen
Mit zwei Tellern, mit zwei Gläsern und mit ihren Illusionen
Ausser manchmal bei nem Unfall
Gibts bei Ehen wohl kein Happy-End
Ausser manchmal bei nem Unfall
Wird das Band wohl immer viel zu füh getrennt
Und am Abend
Wenn seine Pfeife kalt im Aschenbecher liegt
Tom der Kater
Anstatt an seine sich an ihre Beine schmiegt
Dann ganz langsam, wie im Traum, begreift sie wieder
Und der Schmerz schleicht wie ein Gift sich unter ihre Augenlider
Ausser manchmal bei nem Unfall
Gibts bei Ehen wohl kein Happy-End
Ausser manchmal bei nem Unfall
Wird das Band wohl immer viel zu frUh getrennt
LOTTE
Na Lotte, was machen wir nu, wo gehn wir nu hin
Die Bilder von gestern, die gehn mir nicht aus dem Sinn
Weisst du noch,
Weisst du, weisst du, weisst du, weisst du, weisst du noch
Wie dein Kleid nach zuviel Parfüm roch
Wie das war beim allerersten Mal
Du mit nassen Schuhn und deinem Schal
Ich den Schirm in meiner linken Hand
Als der Winterregen Pate stand
Und weisst du noch
In dem doofen Schirm, da war ein Loch
Da hast du mich lachend angesehn
Und um mich wars geschehn
Und mein junges Herz, ja das schlug ganz kreuz und quer
Und nicht mal mein kluger Kopf setzte sich zur Wehr
Und mit einem Mal ging mir nichts mehr schnell genug
Alles musst' ich haben und gleich in einem Zug
Lottchen weisst du noch
Wie wir lebten in dem Mauselochv
In dem miesen grauen Kämmerlein
Wars so kinderleicht verliebt zu sein
Ohne Zukunft, ohne Haus und Geld
Uns gehörte doch die ganze Welt
Und zu zweit zu sein, nein, das schien mir gar nicht schwer
Mein Herz, das war übervoll, meine Taschen leer
Und ich hab dir doch unser Leben aufgebaut
Immer voller Zuversicht, nie zurückgeschaut
Heute weiss ich nicht, hab ich etwas falsch gemacht
Hab ich etwas übersehn, etwas nicht bedacht
Lottchen weisst du noch
Aber damals liebten wir uns doch
Damals konnten wir so glücklich sein
Damals sollte es für immer sein
War ich bloss ein halbverträumter Tor
Heute komm ich mir so einsam vor
Na Lotte, was machen
Na Lotte, wo gehn wir nu hin
MEIN VATI
Mein Vati, der war ein Kapitän
Ein Seemann wars und konnte mich verstehn
Stimmt gar nicht, dass es bloss ein kleiner Kutter war
Der Hering führte und nicht einmal Kaviar
Der Vati kreuzte durch Korallenriffe
Und ihn verfolgten die Piratenschiffe
Mein Vati, der war ein Kapitän
Ein Seemann wars und konnte mich verstehn
Stimmt gar nicht, dass die Sylvie von der Reeperbahn
Am Morgen früh mit ein paar Mark nach Hause kam
Der Vati, der hat einen Schatz gefunden
Drum waren seine Hände so zerschunden
Mein Vati, der war ein Kapitän
Ein Seemann wars und konnte mich verstehn
Stimmt gar nicht, dass er alle Tage sich betrank
Und eines Abends so vom Kai fiel und ertrank
Die Nordsee, die singt manchmal ihre Lieder
Und einmal kommt mein Vati sicher wieder
Mein Vati, der war ein Kapitän
SCHLAGER SCHREIBEN
Ich möchte gerne mal nen Schlager schreiben
Ich hätt zu gerne mal ein paar Millionen Scheiben
So aus ner seichten Illustrierten rauszublicken
Und all die zarten Frauenherzen zu verzücken
So jeden Tag dreitausend Liebesbriefe kriegen
Und jede Nacht mit einer andern Dame liegen
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und berühmt sein
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und ein bisschen grün sein
Ich möchte gerne mal nen Schlager schreiben
Ich hätt zu gerne mal ein paar Millionen Scheiben
So in den teuersten Hotels nur abzusteigen
Und sich am Nachmittag den Journalisten zeigen
Am Abend stehn die Leute draussen vor den Kassen
Und ich werd ein irre Show von Stapel lassen
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und berühmt sein
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und etwas begrenzt sein
Ich möchte gerne mal nen Schlager schreiben
Ich hätt zu gerne mal ein paar Millionen Scheiben
So ein paar Terzen übern Rundfunk runtersingen
Wieso soll das nur andern und nicht mir gelingen
Was würden meine Freunde wohl für Augen drehen
Wenn die auf einmal mich am Flimmerkasten sehen
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und berühmt sein
Und schön sein, schön sein, schön sein
Und ein bisschen doof sein
Ich möchte gerne mal nen Schlager schreiben
Ich hätt zu gerne mal ein paar Millionen Scheiben
ICH LIEBE DICH
Hilflos deine Zähne nagen
Lauter Dinge sinnlos sagen
Und auf dich fallen voller Gier
In deinen Körper zu versinken
Deine Lippen leer zu trinken
Und dann verdursten wie ein Tier
Du, ich liebe dich
Du, ich liebe dich
Deine stillsten Saiten greifen
Manchmal deine Seele streifen
Und dir unendlich nah zu sein
Voller Neid auf jede Stunde
Und Minute und Sekunde
Die schüchtern wollte dich befrein
Du, ich liebe dich
Du, ich liebe dich
Nur noch deine Wege gehen
Nur noch deine Züge sehen
Und sich an Kleinigkeiten freun
Dich mit Zärtlichkeit bestechen
Dir die ganze Welt versprechen
Und jede Lüge zu bereun
Du, ich liebe dich
Du, ich liebe dich
Sich nach immer mehr zu sehnen
Und dich plötzlich anzuflehen
Du hör, ich will ein Kind von dir
In Gedanken lange leben
Und sich selber aufzugeben
Und durch die Jahre ziehn mit dir
Du, ich liebe dich
Du, ich liebe dich
DU LIEBER GOTT
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter und schau Dir die Bescherung selber an
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter. Ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann
Der Pfarrer sagt, dass Du inkognito willst bleiben
Und Dich versteckst im Sonnenlicht
Doch der kann ja nur übertreiben
Und unter uns, ich glaub ihm nicht
Du lieber Gott
Komm doch mal runter und schau Dir die Bescherung selber an
Du lieber Gott
Komm doch mal runter. Ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann
Doch bitte schick uns diesmal nicht den Junior her
Das ging beim letzten Mal schon schief
Du solltest 's machen so wie vorher
Als Moses durch die Wüste lief
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter und schau Dir die Bescherung selber an
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter. Ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann
Die gute Erde ist zwar noch in vollem Gange
Doch gibts hier viel Allotria
Drum warte bitte nicht zu lange
Sonst is se plötzlich nicht mehr da
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter und schau Dir die Bescherung selber an
Du Lieber Gott
Komm doch mal runter. Ich schwör Dir, dass man hier verzweifeln kann
NEE FRÄULEIN
Nee Fräulein
Das lass mal lieber bleiben
Das gibt nur Aerger hinterher
Nee Fräulein
Lass uns mal so verbleiben
Du gabst mir viel, gib mir nicht mehr
Ich habe schon mein halbes Leben
Wie ein Tischtuch ausgebreitet und dir auf die Bar gelegt
Der Abend war sehr schön
Der Whisky, die Musik und du, ihr habt mir meine Sorgen weggefegt
Nee Fräulein
Ich werd man heimzu wandern
Auch wird die Bar hier langsam leer
Nee Fräulein
Du such dir mal nen Andern
Und nein zu sagen fällt mir schwer
Ich weiss, ich fühl wie du
Ich möchte mehr, und jede Zelle meines Körpers zieht es hin zu dir
Doch wie ein Dieb am Morgen
heimzuschleichen, und die Fragen meiner Frau, du, davor graut es mir
Nee Fräulein
Das lass man lieber bleiben
Wie soll das nachher weitergehn
Nee Fräulein
Lass uns mal so verbleiben
Auch fängt mein Kopf mir an zu drehn
© 2019 Stephan Sulke