Splitter

Hier steht selbst Erdachtes, Unbedachtes, Aufgegabeltes, Aufgeschnapptes.
Unzensiert und anspruchslos.
Ein dann und wann Notizenheft der Gedankensplitter.

20. 01. 2020

1968 war eine Katastrophe, sogar der Wein war schlecht.

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Manchmal hab ich so richtig Heimweh,
so richtig im Herzen brennendes Heimweh.
Nach den Helden meiner Kindheit,
nach Old Shatterhand,
nach Robin Hood,
nach Arsène Lupin,
nach der Schatzinsel,
nach Rübezahl,
nach Bambi,
nach der Biene Maja.

Alle so weit weit weit,
so weit weg.
Die Magie, die andre Welt, die heile.
Weg, einfach weg.

Und dann schau ich mir als Ersatz
in Zeitung und TV den ganzen Horror an.
All diese hässlichen, boshaften Menschen.
Und frag mich,
waren die nie Kind?

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Im Januar nehm ich mir die genüssliche Zeit, geh durch mein Adressbuch...
und streich raus,
und streich raus,
und streich raus,
und fühl mich sauwohl.

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Das Leben ist ein einziger Abschied.
Seltsam nur, wie schwer es ist,
sich dran zu gewöhnen.

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Ach komm, das mit der Zensur ist nicht neu.
Als ich in den späten 70ern loslegte in Deutschland, „Du lieber Gott, Ulla, der Mann aus Russland, Mensch so ne Scheisse“ (sic!) wollten sie mir verbieten, und auch bei „Uschi“ gab es Zweifler.
Der Zug der Selbstgerechten fährt immer, nur manchmal schneller, manchmal langsamer, mal in die Richtung, mal in die andere.

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Pro Sekunde verpustet die Sonne mehr Energie als die Menschheit in ihrer gesamten Existenz verbraucht hat. Dass wir uns da nicht besser ranzapfen können.
Wo sind die Ingenieure???

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An die Klimajugend:

"Leutchen, dass ihr überhaupt existieren dürft, habt ihr schon mal eurer Vorgängergeneration zu verdanken.
Dass ihr am Freitagnachmittag rumwichtigern könnt, habt ihr dem von eurer Vorgängergeneration erarbeitetem Reichtum und der von ihr verteidigten Freiheit und Toleranz zu verdanken.
Und wenn Ihr ein bisschen mehr in Wirtschaftskunde aufgepasst hättet, wüsstet ihr, dass in D sehr wohl seit Jahren ein Umweltbewusstsein da ist, aber auch, dass Wohlstand und Radikalkuren wie Wasser und Öl sind, nämlich nicht so leicht zu vermischen.
Kein normaler Mensch ist gegen Unweltschutz, keiner. Aber mit Rüpelhaftigkeit und gross gekotztem „bald sind die eh nicht mehr da“ und neo-totalitärem Gequatsche werdet ihr voll an die Laterne knallen, denn noch ist sie da, eure Vorgängergeneration. Und für mindestens ein Jahrzehnt, wenn nicht länger, hält sie auch das Heft in der Hand, und nicht ihr.
Ich sag das, als einer, der aus der Vor-Vor-Generation stammt, also als reiner Beobachter. Meine Generation ist raus aus der Hauptarena, aber ich kann mich an 1968 erinnern. Und ich kann euch eins versichern, da wo Demokratie ist: mit Gewalt erreicht man im besten Fall nix, und im schlimmsten Fall das Gegenteil des Gewünschten. Ansonsten: uns viel Glück für eine Sache, in der sich alle einig sind - ausser beim wie, beim wo, beim wieviel und beim ab wann".

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In meiner Jugend war „alter weisser Mann“ ein Kompliment.
Jaja, tempora, mores.

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Ich kannte einen Typen.
Jeden Wochentag, um fünf Uhr früh, fuhr er mit seinem Motorroller in die Betonfabrik. Baggerte im steinernen Staub bis in den Abend hinein. Brachte sein kleines Gehalt nach Hause, kleidete und ernährte seine Frau und eine Tochter, bezahlte die kleine Wohnung im Erdgeschoss. Er war ein guter Mensch. Dann, drei Monate vor der Rente ging er ins Spital und erstickte mit kaputter Lunge am lebenslang eingeatmeten steinernen Staub. Ich erinner mich, ich besuchte ihn, wie er da lag mit den Schläuchen, wie er mir unverzweifelt dankbar die Hand festhielt mit seiner Hand. Seiner Hand, die in dem Augenblick die Bücher sprach, die sein Mund nicht mehr reden konnte. Die Augen, die wissend schrien: „ich komm hier nicht mehr lebend raus“. Er war Sozialist, er glaubte, dass es eine Partei gibt für den kleinen, den kleinen grossen Mann, den Arbeiter, den, der unten steht.
Ich seh die Politgrössen, steigen aus Luxuslimousinen, fliegen first und Business, haben herrschaftliche Pensionen, wohnen schön in Altbauwohnungen am Park und reden freundlich oder giftig, immer nur für ihn, und wie sie ihm helfen, wie sie alles für ihn tun. Für ihn, den Mann mit dem Motorroller, der steinernen Lunge, der Frau und der Tochter in der kleinen Wohnung im Erdgeschoss.

Soviel essen kannst du nicht, wie du manchmal erbrechen möchtest.

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Was ich an ALLEN Politikern nicht mag: sie quasseln von gemeinsamem Glück.
Und das existiert nicht.
Es gibt kein glückliches, oder unglückliches „wir“.
Es gibt nur das Glück und Unglück des Einzelnen.

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Wenn ich zurück denke,
die einzigen Erinnerungen,
die einzigen ewig offenen Wunden:
Die Liebe,
nur die Liebe,
immer und immer
und immer wieder,
die Liebe.
Die verlassenen Baustellen,
die verwilderten Gärten,
die riesengrossen Träume,
der Glaube an die Ewigkeit.

Ach Liebe,
du Einzige, du so ganz Geliebte,
wie oft bin ich dir verfallen,
wie oft hast du gelogen
Mich mit dir selbst betrogen.

Und doch, ich bin dir treu geblieben
und werd es immer bleiben,
denn du bist das Leben,
und ohne dich ist alles:
Nichts.

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Je reicher das Land, desto mehr Psychiater und Sozialhelfer hat es.
Könntest draus schliessen, in den armen Ländern geht‘s den Leuten psychisch und sozial besser.

 

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Du bist nicht verantwortlich für das, was dir geschieht, aber dafür, wie du damit umgehst.

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Bei manchen Leuten frag ich mich, worüber sprachen die, als Klimawandel noch kein Thema war?

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Ich war kürzlich allein in dem Tonstudio. Hab ‘nen neuen, traurigen Song eingesungen. Draussen hat’s die ganze Nacht gegossen.
Heute war ich wieder dort - und, aua, eine Wand war pitschenass. Alle sagten, es war der Regen.
Ich hab sie geströstet: „es war nicht der Regen, ich hab so traurig gesungen, da fing die Wand an, zu weinen“.

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Vorhin im Verkehr....wie aggressiv die alle sind, wie eilig sie‘s alle haben. Wie bald, bälder, am bäldesten sie irgendwohin wollen.
War gestern auf’m Friedhof, jemand besuchen. Wie ruhig das war, alle am Ziel angelangt.
Wozu die ganze Hetze?
Die Linien sind eh gezeichnet.
Ich find, nimm‘s cool.
Geniess den Augenblick.

Ich weiss, manchmal schwerer getan, als gesagt.
Halt mich auch nicht immer dran.
Deshalb schreib ich das hier.

Damit ich‘s nicht vergesse.

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Viel hab ich nicht gelernt, ausser diesem: wenn du’s allen recht machen willst, machst du’s keinem recht, und hast hinterher nur Feinde. Drum mach’s, wie DU’s für richtig hältst, Punkt.

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Liebe Hasser

(sorry, Genderzickimicki mach ich nicht mit).

Was ich bei Euch nicht begreife: Euer Hass - auf was auch immer - macht Euch anscheinend nicht glücklich.
Ich seh immer nur böse, miesepetrige, wie von Pocken zerfressene Gesichter.

Hergott, sach bloss, wieso hassen, wenn hassen nicht glücklich macht?

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Manchmal noch immer,
in der Kälte der Vergangenheit.
Ich spür sie noch,
die Hitze deines Körpers.
Ich sah in dir die Zukunft eines Lebens.
Feurig und inniglich, ich war naiv.
Für dich war ich ja nur ein junges Ding.
Ein Spielzeug.
Nur später dann,
als mich der Ruhm, der alte Gaukler,
mit gleissend weissem Zuckermantel
verlogen überzog.
Da kamst du wieder,
sehr angetan auf’s mal.
Aber, da war ich schon weiter,
in Liebe und in Reife.

Du hast verloren in dem Spiel.

Doch ab und wann reisst sich ein Spalt
ins zähe Tuch der Vergessenheit.
Dann ist sie wieder da,
die Hitze deines Körpers.
Feurig und inniglich.

Du hast gewonnen in dem Spiel.

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Hab das Herz machen lassen.
Später kam der Kopf, und hat bereut.
Hab den Kopf machen lassen.
Später kam das Herz, und hat bereut.

Die Reue des Herzens schmerzt mehr,
viel mehr.

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Bei mir heisst es weiterhin „Vaterland“, oder „patrie“ und „Muttersprache“, oder „langue maternelle“. Es ist seit Jahrhunderten so, ich hab keinen Änderungsbedarf - und wer damit nicht leben kann, braucht mir ja nicht zuzuhören.

Im Übrigen kann mir der ganze Genderkrempel gestohlen bleiben.
Für mich ist es so:
Frau haut auf Mann: ist ok.
Mann haut auf Frau: Todesstrafe.

Es gibt keine Gleichheit Frau/Mann, sonst gäbe es die beiden nicht.

Aber dass eine Frau weniger Gehalt bekommen sollte, als ein Mann, für denselben Job, das hingegen find ich unerträglich.

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Noah baute eine Arche - alle lachten ihn aus. Und er brachte viele Tiere und seine Familie auf das Boot. Und dann kam der Regen, 40 Tage und vierzig Nächte lang. Und all jene, die nicht in der Arche waren, ertranken. Dann tat sich der Himmel wieder auf. Die Arche setzte sich sicher auf trockenen Boden. Tier und Mensch verliessen das Schiff, da bemerkte Noah, dass ein kleiner Hund fehlte. Er suchte überall, und fand ihn schliesslich ganz unten, ausgehungert und die Nase in einer Planke. Noah zog den kleinen Hund vorsichtig zu sich, und jetzt bemerkte er, dass in der Planke ein Loch war. Der Hund hatte die ganze Zeit über das Leck mit seiner Nase abgedichtet, und hatte somit alle vor dem Ertrinken gerettet. Da sagte Noah zum Hund: „Du sollst immer bei uns Menschen bleiben. Und damit keiner vergesse, was du getan hast, sollst du immer eine feuchte, kühle Nase haben. Amen“.

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Ich bin nie Alkoholiker geworden, weil mir nur Weine schmecken, die sooo teuer sind, dass ich es mir nicht leisten kann, genügend zu konsumieren, um betrunken zu sein.
Ich bin nie Nikotin-Abhängiger geworden, weil mir nur Zigarren schmecken, die soooooo teuer sind, dass ich nur dann und wann mal eine rauchen kann.
Ich bin nie untreu geworden, weil meine Ansprüche soooo hoch sind, hab nur eine Einzige gefunden, und an der klammer ich mich fest.....ob sie will, oder nicht.

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Was ärgerst du dich über die ganzen Deppen, Kopfangebrannten, Hirnbeschnittenen, Krumm-, Schief- und Garnichtdenker, über all die Piefkes, Kleinmütigen, Neider, Missgunst-Orgiasten, Bös-Grübler, Hasskrebs-Geschädigten im Endstadium, über all den Müll, den Schrott, den Schleim und sonstigen Dreck, den du tagtäglich an die Tüte geklatscht kriegst?
Mach's wie ich, freu dich, wenn du ein paar halbwegs nicht ganz Ungleichgesinnte um dich hast.
Reicht doch.
Und die andern, spül sie weg mit 'nem Schluck Wein, Wasser, Schnaps, Bier, Tee oder Kaffee.

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Ich kenn Leute, ihr Zimmer ist ein Saustall.
Aber sie wollen die Welt aufräumen.

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Die Wahrheit wird gehasst
Der Zweifel wird geschasst

War‘s nicht immer so?

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19. 06. 2019

 

Jetzt wurde es mir zu blöde.
Bin rausgegangen mit Sonnenbrille, zur Sonne geguckt, und hab sie mal gründlich angeschrien:

"Hey, du Scheissballon, gib doch nicht so an, ohne uns wärst du bloss 'n Haufen Wasserstoff, der zu Helium zerfällt, nicht mal gross im Verhältnis zu anderen gigantischen Leerhülsen.
Was wärst du denn, du aufgeblasene Wasserstofftüte, was wärst du ohne uns??
He? Brauchst gar nicht so idiotisch Milliarden-jahrmässig zu gleissen, du doofer Ur-Haufen.

Das einzige was dich besonders macht, sind wir!
YES, WIR!
Wir, mit dem Leben, der Intelligenz.
Hast du etwa etwa ein iPhone erfunden. bist du übers Meer gesegelt, hast du mal was von Erotik und Liebe gehört?
He!! Ich red mit dir, und du kannst nur blöde leuchten.

Aber jetzt, pass auf, einmal in deiner Milliarden Jahre Langeweile kannste mal was Schlaues machen.
Guck, die Menschlein auf deinem Satelliten haben ne Menge Problemchen, aber eins, das sie wirklich beschäftigt, ist Wärme.
Jaja, lach nicht, das kannst du aus deiner Position nicht kapieren, hihi, egal, hör, kannst du nicht ein paar Sonnenflecken auf deiner schönen Haut so steuern, dass du während ein paar Sekunden - für uns ein paar hundert Jahre - einen Tick - du, aber nicht übertreiben - einen Tick, einen mini, mini, mini-Tick dein Power-Haus runterdrehst?

Pass auf, hier ist der Deal, wenn du das machst, dann werden die Leutchen auf deinem Satelliten noch ein Weilchen länger rum hopsen, und dich bewundern.
Und ich - du, das kriegst du nur einmal hin in dieser Galaxie - ich schreib nen Song auf dich.
Deal?”

Mal schauen, was die Sonne beschliesst.

p.s. Also Leute, falls es sich erweisen sollte, dass die Sonne kühler wird, nicht vergessen: das war ICH!

 

07. 03. 21019

 

In Wahrheit bist du immer allein
Warst allein im Bauch deiner Mutter
Warst allein in der Wiege
Warst allein in der Schule
Warst allein in der ersten Liebe
Wirst alleine sterben

Die andern - die sind bloss das Echo deiner Einsamkeit
Und sind genauso allein wie du
In Wahrheit bist du immer allein

Lass dein Herz die Melodie singen,
aber lass deinen Kopf den Text bestimmen.

Ich konnte mich früher tage- und nächtelang zernagen wegen einer Erniedrigung, die ich einstecken musste.
Heute?
Ich geh unter die Dusche, komm herrlich nach sauber duftend raus. Zieh und schubs mich in nen kuscheligen Bademantel rein, giess einen Tropfen guten Wein ins Glas, hol ein paar Oliven, ein paar Nüsse, stoss geistig auf mich an, und weiss von nichts mehr.

Man muss im Leben auch loslassen können, sonst wird man verrückt, oder wird so wie jene, denen man nicht ähneln möchte.

Die Feinde der Freiheit waten nicht nur in den Tümpeln links und rechts der Wiese rum. Nein, sie äsen mittendrin, und ihr Dung ist der Lebensborn der Sümpfe an den Randgebieten.

Frag mich nicht, ob ich dich liebe
ich weiss es nicht.
Ich weiss nur eins:
wenn du weg bist,
einige Minuten oder Stunden
und schon ist mir,
als gäb es keine Luft zu atmen mehr,
nur stille, schwarze Leere.
Und wenn du da bist, diese Lichterfülle,
diese Leichtigkeit des Lebens.
Frag mich nicht, ob ich dich liebe
ich weiss es nicht.

Weisst du, was schön ist am Älterwerden?
Irgendwann sind dir die ganzen Idioten, die du ein Leben lang gehasst hast, egal.
Total, komplett und gründlich egal.
Wieso?
Weil sie entweder gestorben sind, oder sie sind jetzt so senil, dass sie dir nur noch leid tun.
Und so wurde ich zum Philanthropen.

Ich wurde von einer Journalistin kürzlich gefragt, warum ich Ende der Achtziger mit der Musik aufgehört habe.

Ich hab geantwortet:

„ Erfolg macht müde, und wenn er zur Gewohnheit wird, macht er satt, kampfunlustig und letzlich realitätsfern. Das ahnte ich kommen, und weil ich erfolgreich und müde war, hab ich „stopp, Schluss“ gesagt.

Das war schon richtig aus meiner Sicht.

Was ich nicht wusste (aber hätte wissen sollen), Begabung kommt nicht kostenlos daher, so wie nichts, rein gar nichts - und zwar wirklich nichts - kostenlos daher kommt auf dieser Welt, was immer manche gutmeinende Träumer auch glauben mögen.

Und in meinem Fall stand auf dem Preisettikett für die Begabung: „Aufhören ist nicht im Programm, die Sucht bleibt.“

Ich hatte das Preisettikett nie gelesen - wie so viele Male nicht in meinem Leben. Und nach ca. 12 Jahren jucken, Lust, ablehnen, zudecken, leugnen, weghören, mit nutzloser Salbe einreiben, riss der Strick.

Ich hab mich meiner Sucht wieder voll hingegeben: Songs schreiben, Bühnen-Präsenz, Künstler sein. Den Willen, meine Sucht zu bändigen, hab ich nicht. Es gäbe Psychiater, aber die Versicherung zahlt das nicht. Und überhaupt, ich fühl mich kuschelwohlig in meiner Sucht. Also, was soll‘s. Solang meine Sucht niemanden stört, ist alles im Normalo-Bereich.“

So, jetzt weisst Du‘s auch, nämlich, wieso ich aufgehört hab, und wieso ich rückfällig geworden bin.

Und wenn Du einen Süchtigen in Deiner Umgebung hast, üb Nachsicht.
Die Sucht ist ein schwer besiegbares Tier.

Du möchtest also wissen, warum ich singe
Ich schreibe dann und wann mal Lieder
Im nebenher Beruf bin ich ein Liederschreiber
Sind keine Schubert-Lieder, keine Johann Wolfgang Goethe Texte
Sind anspruchslose kleine Dinger
Modern würde man sagen, es sind Songs
Man kann auch sagen, dass ich Lieder fabriziere
Dann bin ich Liederfabrikant
Und man kann sagen, dass ich Lieder mache
Dann bin ich Liedermacher
Mein Atelier hab ich in meinem Kopf
Dort hab ich auch mein Lager
Nicht streng geordnet wie in einem Amt
Nein, meine Skizzen liegen
Kreuz und quer, wirr hingeworfen
Auf den Regalen der Erinnerung
Entstanden an den Orten
Die nur der Zufall finden kann
Und ab und zu fällt eine einfach runter
Und beim Herunterfallen fällt sie auf
Dann schraub ich sie auf meine virtuelle Hobelbank
Ich säge, rasple, schleife und radiere
Ich kaue stunden - manchmal - tagelang
An einem Wort, an einer Harmonie, das - oder die - nicht klingen will
Und ich verdichte allzu lange Sätze
Bin ein Verdichter
Ich dichte, wo der Sinn mir durch die Fugen rinnt
Bin ich ein Dichter?
Die Melodien leg ich auf den Amboss
Bis ich sie irgendwann zum schwingen bring
Solange hau und schmiede ich an ihnen rum
Bin nebenbei also noch Melodienschmid
Mein Lied, als es dann fertig war
Hab ich zuhause sehr oft ausprobiert
Dann suchte ich im Branchenbuch nach einem Sänger
Doch keiner wollte mir mein Lied nachsingen
Der erste fand den Text zu seicht
Der zweite fand die Melodie zu wenig leicht
Der Dritte fand es nicht genügend  traurig
Der vierte fand es viel zu lustig
Der fünfte sagte mir: „...und überhaupt
Ich sing nur meine eignen Lieder“
Was sollte ich nun tun?
Mein Lied, das hopste  hin und her
Von der Gitarre zum Klavier
Und dann zurück zu mir
Dann summte es mich an:
Du, hör mal her, ich will auf eine Bühne
Ich möchte zu den Leuten
Da hab ich halt mein Liedchen eingepackt und mir ins Herz gelegt
Und  steh nun da  und sing mein Lied
Willst du noch immer wissen
Warum ich singe?

Manchmal möchte man beim Lesen
in Zeitungen und sozialen Medien einen Kommentar abgeben. Einen mit ner Pfeilspitze vorn, gebadet in Schlangengift.
Und dann zielen, dorthin, wo's garantiert wehtut,
auch dem letzten Deppen.
Und dann die Sehne sausen lassen: "klick!"

Aber das ist wie zuviel Eiscreme essen,
im Moment wunderschön, und danach,
nur noch ein schales Gefühl von Völle und zuviel Zucker.

Ok, dann halt nicht.

Warum wurde der Mensch am letzten Tag erschaffen?
Damit man ihm. wenn der Stolz ihn packt, sagen kann:
Der Wurm ging dir in der Schöpfung voraus.
(Talmud)

Gott hat die Frau nicht aus des Mannes Kopf erschaffen,
dass er ihr befehle,

noch aus seinen Füssen,
dass sie seine Sklavin sei,

vielmehr aus seiner Seite,
dass sie seinem Herzen nahe stehe
(Talmud)

Das Leben kommt mir manchmal so vor,
wie auf dem Ast eines grossen Baumes sich nach aussen zu bewegen.

Anfangs ist der Ast stämmig, fest und sicher,
und dann wird er immer dünner, und irgendwo kommt die Grenze:

entweder bricht der Ast, oder du rutschst runter.

Eigentlich komisch, wenn man älter wird, sieht man immer schlechter, aber immer klarer

Wieso tut das Leben manchmal so grässlich weh?
Die Zeiten, der mit zahnlosen dich angähnenden Abgründe.

Wieso ist das Leben manchmal so unfassbar süss?
Die Zeiten des glücklichen Ertrinkens in einem Blütenmeer.

Wieso diese Extreme?

Manchmal beneide ich:
die Unsensiblen, die Dumpfen,
all jene, die diese Gefühle nicht kennen.

Ein Kind ist kein Muslim
Ein Kind ist kein Christ
Ein Kind ist kein Buddhist
Ein Kind ist kein Atheist
Ein Kind ist kein Rassist
Ein Kind kennt keine Grenzen
Ein Kind weiss nichts von besser sein
Ein Kind weiss nichts von schlechter sein
Ein Kind weiss nichts von Schuld
Ein Kind weiss nichts von arm
Ein Kind weiss nichts nichts von reich
Die ganze Scheisse kommt von den Erwachsenen.

Die Wirtschaftsweisen predigen die ganze Zeit, wir müssen sparen.
Ich find, lieber über seine Verhältnisse leben,
als unter der Armutsgrenze.

Du siehst den Mond, die kleine Scheibe - und doch ist’s von einer Kante zur andern so weit, wie von Lissabon nach Moskau.
Du siehst die Sonne, das kleine, gleissende, runde Ding - und doch ist sie tausende und abertausende Male grösser als die gesamte Erde.
Du siehst deine Hand - frisch gewaschen und sauber - und doch ist sie von Millionen Bakterien besiedelt.
Du bist blind - und doch schreist Du rum, klopfst auf den Biertisch, weisst alles ganz genau.
Nichts weisst du, nichts siehst du.